Der abstrakte Film ist ein avantgardistischer, nichtnarrativer Filmstil aus den 1920er-Jahren, der sich maßgeblich auf die abstrakte bildende Kunst und die Musik bezog und besonders den Animationsfilm und die Fotografie nutzte, um expressive Form und Farben im Rhythmus zu strukturieren. Dabei löste sie sich total von der Abbildungsrealität. Ihr Film war gegenstandslos, insofern Film als Film.
Abstrakte Filme gab es bereits vor 1920. Doch es waren u. a. Walter Ruttmann und Oskar Fischinger, die unter dem Einfluss des russischen Expressionisten Kandinsky begannen, Animationen anzufertigen. Ihr Interesse lag dabei aber nicht am erzählenden Film, wie bei den gerade entstehenden amerikanischen Animationsstudios. Vielmehr inspirierte diese häufig aus der Malerei stammenden Künstler die reine Form zu ungewöhnlichen Werken, die später die Werbung, traumhafte Animationssequenzen im Film, aber vor allem auch das heutige Motion Design und Title Design beeinflusste.
Der abstrakte Film war besonders fürs Auge gemacht und fokussierte sich etwa auf Räumlichkeit und Rhythmus des Filmbilds oder nutzte das Material des Films, um darauf herumzukratzen oder es zu bemalen. Dabei probieren die Akteure häufig autodidaktisch und experimentell neue Techniken aus, wie etwa Lotte Reiniger den Silhouettenfilm.
Der abstrakte Film beeinflusste nicht nur die Animation, sondern auch moderne digitale Medien. Die experimentellen Techniken, die damals entwickelt wurden, finden sich heute in 3D-Design und virtueller Realität wieder. Die Ideen von Form und Farbe aus den frühen Filmen leben also in den innovativen Medienformaten von heute weiter.