Der animierte Dokumentarfilm (kurz: Animadok) ist eine hybride Mischung zwischen Animations- und Dokumentarfilm. Er stellt dort Sichtbarkeit her, wo Unsichtbarkeit regiert. In der Regel wird immer dann von einem animierten Dokumentarfilm gesprochen, wenn es sich um einen reinen Animationsfilm handelt, das filmische Mittel der Animation also durchgängig verwendet wird.
Die im höchsten Maße subjektiven Animationen werden etwa immer dann verwendet, wenn es kein Original-Footage gibt, die Ereignisse so unglaublich sind, dass die Regie denkt, das man die Bilder den Zuschauern nicht zumuten kann oder sie eine Ebene einziehen möchte, um den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, eine eigene weitergehende kognitive Leistung zu erbringen.
Animationen sind nicht erst seit Filmen wie etwa ‚Waltz with Bashir‘ eine Möglichkeit für die Regie geworden, ihre formalästhetischen Möglichkeiten zu erweitern. Dadurch können etwa historische oder auch brisante Themen verfremdet dargestellt werden. Dass es dabei zu einer Neuausrichtung der Verhältnisse zwischen Fakt und Fiktion kommt, ist offensichtlich, wird aber einkalkuliert. Bereits im Cinéma vérité war die Inszenierung des Dokumentarfilms ein Streitpunkt. Wie konnte der Dokumentarfilm wirklich ehrlich das Geschehen zeigen? Er wurde doch von einem Einzelnen hergestellt und war somit nie objektiv, sondern immer subjektiv. Das Problem war, die Regie verschleierte das durch bestimmte Techniken. Die Lösung? Die Inszenierung wurde öffentlich gemacht.
Insofern steht der animierte Dokumentarfilm in genau dieser Tradition. Er zeigt seine Herstellung und ist dadurch selbstreflexiv.
Der wohl erste animierte Dokumentarfilm ist datiert aus dem Jahr 1918. Winsor McCay thematisiert in ‚Sinking of the Lusitania‘ (1918) den Untergang eines Schiffs. Dadurch, dass es kein Material dazu gibt, begründete der Regisseur die Tradition und Stärke des animierten Dokumentarfilms, Geschehen, Geschichten sowie Erinnerungen und Vorstellungen, zu denen es keine Bilder gibt, selbst zu produzieren.