Saul Bass: The first Frame is the deepest

In diesem Artikel nähern wir uns dem Erfinder des modernen Motion Designs und sicherlich einem der wegweisendsten Title-Design-Künstler überhaupt: Saul Bass.

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Der Beginn einer Legende...

Eine Filmhandlung beginnt mit dem ersten Frame. Dieser naheliegende Gedanke war selbst im alten Hollywood nicht so verbreitet, wie wir heute annehmen. Der Vorspann wurde vielmehr zum Popcornkaufen genutzt oder um heimlich zu verschwinden, wenn sich das Blind Date als zu unangenehm herausgestellt hatte.

Für Saul Bass begann sein Filmabenteuer aber mit Otto Preminger. Dieser war einer von jenen österreichisch-jüdischen Filmkünstlern der alten Schule, die in den Dreißigerjahren aus ihrer Heimat fliehen mussten und sich in Hollywood eine sehr lange, aber auch sehr wechselhafte Karriere aufbauten. Preminger sah etwas in dem jungen Grafiker Saul Bass, der eigentlich die Filmplakate gestalten sollte, und Saul Bass erkannte etwas Tieferliegendes in Premingers Filmmusical ‚Carmen Jones‘, für das er seinen ersten Vorspann produzieren sollte.

Die Essenz und Tonalität von Saul Bass

Zu der Ouvertüre von Georges Bizets Oper ‚Carmen‘ tauchte 1954 Saul Bass’ erster Vorspann am Kinohimmel auf. Und was war das für ein Himmel! Welche Wucht er in sich trug! Eine animierte Flamme, die versucht, eine gezeichnete in ihr stehende Blume zu verbrennen. Eine Simplizität, doch Hitze und Schönheit, das geht nicht lange gut. Es ist nicht möglich. Die Schönheit wird über kurz oder lang verbrennen, wenn sie zu nah am Feuer steht. Treffender hätte niemand Carmens Liebe zu José (und die verrückte Liebe zum Filmemachen) ausdrücken können. Das ist das erste Titelmotiv von Motion Designer Saul Bass, und schon hier zeigen sich seine weitreichenden kreativen Mittel und eine moderne Art zu denken.

farbige illustration des portraits von title designer saul bass im Stil von Saul Bass

Style und Storytelling der Motion Designer

1954 traf Saul Bass auf ein sich veränderndes Hollywood. Das Fernsehen übernahm die Macht. Neues musste erfunden werden. Der Vorspann, der ja meist statisch, ohne Bewegung und Bedeutung daherkam, nichtssagende und bedeutungslose Schilder? Weg damit!

Nicht umsonst war Bass Student des vom Bauhaus inspirierten Malers, Filmemachers und Theoretikers György Kepes gewesen. Er dachte die Kunst funktionaler und wirksamer. Kunst und Bewegung, darin war der junge Motion Designer perfekt ausgebildet. Seine Ideen gingen in die Tiefe, begriffen den Vorspann als etwas Eigenständiges und Dienendes. Bass’ Entwürfe waren zudem grafischer, spielten mit wiederholenden Farben. Seine Gabe der Reduktion gab es vorher nicht.

Eine Vorliebe für die Farbe Rot und Animationen aller Art begleiten ihn zeit seines Lebens. Hinzukam eine Liebe zum kontinuierlichen Experiment mit einer Vielzahl innovativer Techniken und Effekte. Aber noch viel mehr begriff Saul Bass, dass er bereits mit dem ersten Frame das Klima des Films vorbereiten konnte. Er musste „nur“ den gesamten Film mit einem offenen und zugleich ausdrucksstarken Bildmotiv erfassen.

Preminger, Hitchcock, Wilder, Kubrick

You name it, he got it. Für Preminger schuf Bass in der Folgezeit auch den Vorspann zum aufsehenerregenden Film ‚Der Mann mit dem goldenen Arm‘. Ein heroinabhängiger Kriegsveteran taumelt durch das New York der Fünfzigerjahre. Bass reduzierte ihn für die Titelsequenz auf weiße blanke und grafische Balken, an dessen Ende ein kaputter, ausgezehrter grafischer Arm steht – genauso ein krepliger Arm, in dem der Süchtige sein Gift hineinschießen wird. Das war der Durchbruch.

Es folgten im schnellen Rhythmus Klassiker wie ‚Bonjour tristesse‘. Für die Verfilmung von Sagans Buchklassiker schuf er kindliche Sandkastenformen, die aufblinkten und wieder verschwanden. Für Alfred Hitchcock schuf er ‚Vertigo‘ und ‚Der unsichtbare Dritte‘. Und was ist mit ‚Spartacus‘?

Kubricks Sandalen-Spektakel, das dem Regisseur Geld, aber nur wenig Respekt einbrachte, oder Billy Wilders ‚Das verflixte siebte Jahr‘ (einem ausgesprochenen Monroe-Jahr) – hier gelangen Saul Bass verspielte Farbfelder, die an den abstrakten Expressionismus und Rothko erinnerten.

Motion-Design-Tausendsassa

Saul Bass gestaltete Title Designs, Filmplakate und andere Werbemittel, doch was weniger bekannt ist, Saul Bass führte auch Regie. Die Ermordung von Marion Crane unter der Dusche des finsteren ‚Bates Motels‘ am Highway gilt, obwohl lediglich angedeutet, bis heute als unglaublich brutal in die Filmgeschichte eingestochen. ‚Psycho‘ war für das Kino ein Weckruf. Sagenhaft günstig, nah und schockartig, ohne Stars, so verzichtete Hitchcock auf vieles, aber nicht auf Saul Bass. Der Motion Designer entwickelte das Storyboard und … Hitchcock erkrankte, als der berühmteste Mord der Filmgeschichte gedreht werden sollte, was viele Betrachter im Nachhinein dazu veranlasste, ihm den Credit zuzuschieben. Bass unternahm nichts, dem zu widersprechen, im Gegenteil. Übrigens, was ist mit Saul Bass’ eigenem, etwas untergegangenem Film ‚Phase IV‘, einem mutigen und sehr experimentellen Sci-Fi-Schocker mit vielen technischen Mitteln wie etwa extremer Brennweite und Zeitraffern aus dem Trickstudio, in dem intelligente und auch kommunikationsfähige Ameisen eine Station angreifen und Menschen jagen? – Anekdoten. Die Title Designs bleiben.

Old Couple: Saul und Martin

Später, als Saul schon wesentlich älter war, viele der bekannteren Regisseure, mit denen er zusammengearbeitet hatte, waren längst verschwunden, traf er einen weiteren Meisterregisseur, der seine letzten Berufsjahre stark prägen sollte, Martin Scorsese. Mit ihm erfand sich Saul Bass als Motion Designer in mehreren Filmen ganz neu, doch auch dort beginnt alles bereits mit dem ersten Frame. Und wenn Robert De Niro in ‚Casino‘ aus der Tür tritt und auf das Auto zugeht, beginnt die Handlung. Die Eröffnung und die Räder des Schicksals oder die der Erzählung, alles setzt alles zusammen, zu einem Ton, einem Thema, das die ganze folgende Handlung von ‚Casino‘ bestimmen soll – und das es unbedingt zu finden gilt, um den Film richtig und gut zu starten. Vor allem ist auch Saul Bass’ letzter großer Filmtitel meist rot, und da lodert auch wieder dieses leidenschaftliche Feuer, das bereits seinen ersten Titel, über vierzig Jahre zuvor, ausgemacht hat, höher als je zuvor.

Illustration einer Filmkamera beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Wir schreiben das Title-Design von morgen...

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Motion Designer auf Augenhöhe

Saul Bass arbeitete mit Regisseuren zusammen, die Filmgeschichte schrieben. Er schuf weit mehr als 40 Titelsequenzen für zahlreiche Meisterwerke der Filmgeschichte und arbeitete dabei, zufällig oder nicht, von Beginn an mit diesen ganz bestimmten Who’s-who-Brats Hollywoods zusammen.

Denn nur die wirklich Besessenen konnten Bass’ Leidenschaft und Verve teilen. Sie verstanden, dass sie ebenfalls einen Suchenden vor sich hatten. Einen Erneuerer, der ihnen helfen konnte, früh den Ton ihres Filmes zu setzen und die Zuschauer in die Geschichte hineinzuziehen. Bass dachte an den Film, sah die Zuschauer und versuchte, beides in einem Vorspann zu vereinigen.

Wenn sich heute Motion Designer (5 Motion Designer, die mit ihrem Title Design Geschichte schrieben) aus aller Welt seine Arbeiten ansehen, schwebt auch immer ein wenig von seiner Idee mit, dass ein Film mit dem ersten Frame beginnt und das Feuer in einem lodern muss.

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