Der Begriff ‚Creative Coding‘ wird in einer Internetagentur auf die Fähigkeit jener Creative Coder angewendet, die durch die kreative Nutzung ihres Skill-Sets hervorstechen. In der App-Entwicklung oder der professionellen Webentwicklung lösen sie Probleme intrinsisch. Dabei vereinen sie nicht nur die unterschiedlichen Skills von Programmierung, Konzept und Design, sondern besitzen zielgerichtet eine große Offenheit für unterschiedliche digitale Gewerke. Um ihre Ziele zu erreichen, fördern sie den Austausch über Fachgrenzen hinaus und dehnen die teilweise sehr engen Softwarevorgaben durch Creative Coding aus.
Eine andere Definition von Creative Coding bezieht sich auf Entwickler oder Künstler, die die Grenzen der Softwaretools überwinden. Creative Coding wird damit auch zum Hacking, jedoch mit einem anderen Ziel als bekanntlich. Im Mittelpunkt von Creative Coding steht nämlich nicht die Funktionalität, sondern das Experiment, die Erweiterung, die Suche. In diesem Kontext wird Creative Coding zur Symbiose von Kunst und Coding. Gerade in der Verbindung entsteht durch den Prozess der Exploration, der Iteration, des Reflexes und der zufälligen Ebene Unvorhersehbares. Häufig ist das Endprodukt nicht unbedingt die Erfüllung eines Auftrags, sondern ein experimentelles Kunstobjekt im Web. Das sind Live-Visuals für VJing, aber ebenso Klangkunst, Kunstinstallationen, Projektionen sowie – und hier schließt sich der Kreis – Produkt-Prototypen.
Dabei wird ein Werkzeug wie etwa eine 3D-Animationssoftware für ganz unterschiedliche Anwendungen „zweckentfremdet“. Der Horizont des eigentlichen Softwaretools, die Grenzen des Aufgabenspektrums des Tools lösen sich. Der Web-Künstler, der Creative Coding umsetzt, ist Experimentator und verfolgt i. d. R. weder eine UX-Strategie noch ein Lastenheft. Dieser Creative Coder hat keinen Scrum-Sprint oder ähnliche Meilensteine der agilen Software-Entwicklung oder agiles Projektmanagement im Sinn. Sein Coding speist sich aus Vergnügen und Lust am Handwerk, aus dem Mut, die Möglichkeiten, etwa einer Open-Source-Software, durch eigenes Hinzufügen und Modifizieren zu erweitern. Das daraus möglicherweise entstehende neue Produkt bzw. ästhetische Angebot wird aufgrund seines USP auch für andere Anwender und User attraktiv.