Ein Found-Footage-Musikvideo besteht aus den Ausschnitten fremder Filme, Archivbildern, Filmabfällen, Amateurfilmen u. Ä. Das Filmmaterial wird gesichtet, ausgewählt und neu arrangiert. Darüber hinaus verwendet ein Animator bzw. Motion Designer Performance-Anteile, unterschiedliche Animationstechniken, Möglichkeiten der Farbkorrektur und visuelle Effekte. Er arbeitet dabei wie ein bildender Künstler kreativ mit dem Material und verfremdet es passend zur Musik, zum Rhythmus oder zum Text.
Das Film- und Videomaterial bekommt beim Found-Footage-Musikvideo eine ganz besondere Wertigkeit. Die neue Kompilation ergibt im besten Fall einen ganz neuen Bedeutungsrahmen. Techno-DJs und Hip-Hop-Producer nutzen ein ganz ähnliches Verfahren, wenn sie Musik samplen und neue Tracks daraus basteln. Ursprünglich war das Found-Footage- oder Kompilationsvideo ein Feld in der Multimedia-Kunst, doch auch Musikvideo-Regisseure standen vor neuen Herausforderungen und schufen etwa mit Paul Hardcastles ‚19‘ oder MARRS’ ‚Pump Up The Volume‘ die ersten Found-Footage-Video-Blaupausen, denen später andere Künstler folgten.
Da es beim Found Footage auch immer um das Zitieren fremder Kunstwerke geht und nur wenige Musiker die finanziellen Mittel von Rammstein, wie für ‚Stripped‘, besitzen, gehen Motion Designer dazu über, lizenzfreie Stockillustrationen und Stockanimationen zu nutzen. Diese werden mit Bildbearbeitungs- und Animationsprogrammen innovativ weiterentwickelt.