Die psychedelische Animation ist ein etwas vergessener, aber immer noch sehr wirkungsvoller Animationsstil. Er kann sowohl als 2D-, aber auch als 3D-Animation vorkommen und orientiert sich stark an der psychedelischen Kunst der frühen Fünfziger- und Sechzigerjahre, als mit dem Aufkommen von bewusstseinserweiternden Stoffen Künstler, Beatniks und Dropouts einen neuen visuellen Code entwickelten. Ihre psychedelischen Erfahrungen und Halluzinationen lieferten der Counter- und Gegenkultur einen breiten Schatz an visuellen Ausdrucksmöglichkeiten, die sich auf Plattencovern, Plakaten und eben auch in psychedelischen Animationen zeigten. Später wurde dieser Stil auch im Mainstream verwendet, wo er jedoch im Laufe der Jahre immer mehr zum Klischee seiner selbst wurde und erst seit 2020 wieder häufiger nachgefragt wird.
In den psychedelischen Animationen verwendet der Animator meist reich gesättigte Farben in grellem Kontrast, verzierte Schriftzüge, aber auch stark symmetrische Kompositionen, Collagen-Elemente, gummiartige Verzerrungen und bizarre kaleidoskopische und surreal wirbelnde Muster. Nicht selten finden sich auch Fraktale, Labyrinthe, Spiralen oder Paisleymuster in diesem Animationsstil wieder und entfalten durch eine ständige Wiederholung eine Art träumerische und verinnerlichte Welt. Psychedelische Animationen werden wie ihre direkten Vorgänger, die Liquid-Liveshows, gerne für Konzerte und Klub-Events genutzt, um das Live-Erlebnis für den Zuschauer zu verstärken und den Künstlern oder DJs ein perfektes Bühnensetting oder einen besonderen Raum zu bieten. Ihre Qualität kann schnell über den Erfolg einer guten Bühnenshow entscheiden. Jahre später wurde der Animationsstil vom Rave aufgenommen und durch die erstaunlichen Fähigkeiten der Computergrafik und auch einzelner VJs weiter ausgebaut.
In den Siebzigerjahren verwendete auch die Unternehmenskommunikation psychedelische Animationen, etwa für die Werbung von Autos, Strumpfhosen, Banken, Shampoo. Die Unternehmen begriffen die frische Nonkonformität der psychedelischen Animationen und verwerteten sie, um so das passende Publikum anzusprechen, was auch gelang. Psychedelischen Animationen, Farben und Formen waren in der Werbung und in Imagefilmen erstaunlich weit verbreitet, bis sich ihr Image eines rebellischen Stils abgenutzt hatte und für einige Jahre fast völlig verschwand.