Web-Brutalismus ist, je nach Ansicht, eine originelle und sehr unorthodoxe Form des Webdesigns oder eine schlimme Ansammlung von Webdesignfehlern, die den User stark irritieren. Es bevorzugt hässliche, eher aggressive und aufdringliche Webelemente, Farben und Designs, die oftmals aufdringlich bunt sein können.
Der Web-Brutalismus orientiert sich am Webdesign der 1990er-Jahre, bei dem Webdesigner das Wenige, was möglich war, gern eklektisch variierten und der UX noch nicht die Bedeutung, die ihr heute zukommt, beimaßen. Inzwischen ist der Web-Brutalismus einerseits eine Option, im Webdesign einen selbstreflexiven Blick zu werfen und daraus eine Formenlehre abzuleiten. Andererseits können junge und aufstrebende Unternehmen bspw. aus der Modebranche, der Werbung oder der Unterhaltungsindustrie auf diese Weise einen Kontrapunkt zur etablierten Konkurrenz setzen, um so ihren Markenkern zu schärfen.
Der Web-Brutalismus bricht mit gängigen Webdesignregeln und bietet Farbkontraste und ungewöhnliche Designelemente, die vom Webdesigner verzerrt, gedreht und transformiert werden können. So ergeben sich etwa augenkreischende Farbkombinationen, die an geschmackliche Gegensätze wie Chocolate-Strawberry, Raspberry-Bubble-Gum oder Pumpkin-Spice-Butter erinnern. Der Cursor ist quietschbunt und sehr groß. Die Fonds sind nicht einheitlich, es existieren eine Vielzahl an Hover-Effekten, Systemschriftarten und Mikrointeraktionen sowie Bilder an den unpassendsten Orten und viele weitere eher benutzerunfreundliche Techniken.
Der bekannte und übersichtliche Minimalismus eines Flat-Designs wird beim Web-Brutalismus eher selten verwendet und wenn, dann gleich so stark, dass er schon wieder ‚brutal‘ wirkt.