Wissenschaftliche Illustrationen sind mehr als alle anderen Illustrationen. Sie werden sowohl naturwissenschaftlichen und medizinischen Texten hinzugefügt als auch für audiovisuelle Materialien wie wissenschaftliche Schulungs- und Erklärvideos sowie für Animationen genutzt und beschreiben anatomische Grundlagen, aber auch technisch-wissenschaftliche Informationen für eine besondere Zielgruppe.
Wissenschaftliche Illustrationen vermitteln seit Jahrhunderten detailgetreue und äußerst realistische Wissensabbildungen in Farbe und Schwarz-Weiß. Wir finden sie in den Enzyklopädien der frühen Neuzeit – und bereits dort besitzen sie eine didaktische Wirkung. Ein Beispiel für die künstlerische Bedeutung, die wissenschaftliche Illustrationen besitzen, sind die Radierungen von Albrecht Dürer. Wissenschaftliche Objekte und Prozesse in eine Illustration zu übersetzen bedeutet, gezielt eine Botschaft in ein Bild zu transportieren und eine schematische Darstellung zu erstellen, die realistisch, erklärend und umfassend ist. Im Vergleich zur Fotografie hat sie die Vorzüge, dass wichtige, aber vielleicht nicht immer sichtbare wissenschaftliche Erkenntnisse hervorgehoben und vor allem Informationen zusammengefasst werden können. Das heißt, bspw. Tiere, die als Abbildungsobjekte fotografiert werden, besitzen individuelle Merkmale wie einen kaputten Flügel o. Ä. Sie sind keine repräsentativen Vertreter ihrer Art, sollen es aber für die wissenschaftliche Abbildung sein. Es geht also bei der wissenschaftlichen Illustration vielfach um eine Zusammenfassung von bestimmten inneren und äußeren distinktiven Merkmalen.
Die Grafiken entstehen dabei in enger Zusammenarbeit zwischen Illustratoren und Wissenschaftlern. In dem harmonisch-künstlerischen Vierklang aus Abstraktion, Zusammenfassung, Interpretation und Verdeutlichung übersetzen wissenschaftliche Illustrationen Vorgänge in verständliche Abbildungen.
Wissenschaftliche Illustrationen spielen auch eine immer größere Rolle in der digitalen Welt. Sie werden speziell für interaktive Plattformen, virtuelle Labore und sogar Augmented-Reality-Anwendungen erstellt. Hier ermöglichen sie Nutzern, komplexe wissenschaftliche Prozesse in 3D zu erkunden oder anatomische Strukturen interaktiv zu betrachten. Ein Beispiel gefällig? In der medizinischen Ausbildung können Studenten mithilfe wissenschaftlicher Illustrationen in AR-Apps Organe aus verschiedenen Winkeln untersuchen oder sehen, wie sich bestimmte Krankheiten auf den Körper auswirken. Diese digitalen Illustrationen sind animiert und bieten eine noch größere Tiefe an Erklärung, die mit statischen Bildern kaum zu erreichen ist. Dabei stehen Präzision und Realismus an erster Stelle – aber eben mit einem sehr modernen, digitalen Twist, der die Wissensvermittlung spannender und auch zugänglicher macht.