Das Hurenkind (auch: ‚Witwe‘) ist eine enge „Verwandte“ des Schusterjungen. Beide kommen aus der Fachsprache des maschinellen Drucker-Handwerks im 19. Jh.
Während der Schusterjunge fälschlicherweise in der letzten Zeile einer Textspalte eines Satzspiegels oder einer gedruckten Seite einer Publikation steht, präsentiert sich das Hurenkind in der 1. Zeile einer neuen Seite oder Textspalte. Als Absatz- oder Textende gehört es dort nicht hin, sondern mit auf die Seite/Spalte zuvor.
So drastisch wie der überlieferte Fachbegriff gilt auch der handwerkliche Fehler im Layout von Printprodukten. Warum ist das so? – Unter einem Hurenkind leidet nicht nur der optische Gesamteindruck, sondern auch der Lesefluss, insbesondere, wenn die fehlplatzierte letzte Zeile auf einer linken Seite einer Publikation steht. Der Leser verliert durch den Seitenwechsel bzw. das Blättern den inhaltlichen Gesamtzusammenhang. Das Hurenkind steht verloren und verlassen da … Deshalb gilt im grafischen Umgang mit Typografie: Die letzte Zeile eines Textabschnitts – oder gar nur ein einzelnes Wort – hat niemals auf einer neuen Seite oder in einer neuen Textspalte zu stehen.
Es gehört zur Arbeit eines Korrektors im Lektorat, beim Proofreading darauf zu achten, dass typografische Fauxpas wie Hurenkinder und Schusterjungen vor Beginn des Drucks korrigiert werden. Im besten Fall ist das Hurenkind schon zuvor dem Grafikdesigner selbst, dem Art-Direktor oder während der Reinzeichnung aufgefallen. Im Zeitalter moderner Layoutprogramme ist das Ausgleichen der fehlplatzierten Zeile verhältnismäßig einfach. Wer die automatisierten Funktionen, die bspw. InDesign bietet, für Absatzkontrolle und Umbrucheinstellungen nutzt, kann dem Risiko, ein Hurenkind in die Welt zu setzen, zielgerichtet vorbeugen.
Hurenkinder können auch in Onlinemedien vorkommen. Durch Web-Developer einer Digitalagentur werden Textmodule so programmiert, dass das Absatzende eines Fließtextes nicht auf die 1. Zeile einer neuen Spalte umbricht. In der professionellen Webentwicklung wird responsives Webdesign bevorzugt und die Darstellung der Inhalte auf unterschiedlichen Endgeräten geprüft. Dieser Workflow trägt mit dazu bei, handwerkliche Fehler wie ein Hurenkind im Layout zu vermeiden.